Der Vogel

Der Vogel

Der Vogel drehte in majestätisch anmutender Eleganz eine weitere Runde im Getümmel aus Wolken und Sonnenlicht. Ein weiteres Mal blitzten seine Federn im goldenen Schein silbern auf und ließen seine Figur anmutig und fast schon überirdisch schön erscheinen. Er schoss hoch in die Luft, schwebte, tanzte am hellen klaren Himmel.

Und dann ging alles ganz schnell. Der Pfeil kam aus dem Nichts und er traf mit grausamer Genauigkeit das kleine, schnell pochende, kindliche Herz des Vogels. Er öffnete den Schnabel zu einem letzten, schrill qualerfüllten Schmerzensschrei. Und fiel dann. Und er fiel, fiel wie in Zeitlupe und dennoch unaufhaltsam Richtung Erde. Ich spürte es peinigend in mir: Den Schock, die Trauer, den Schmerz. Sie waren so real, waren so grausam, waren so unmenschlich. Mein Vogel lag auf der Erde, plötzlich gar nicht mehr so majestätisch, frei und unbändigbar, sondern weich, zerbrechlich und zerstört, gebunden an die Erde, denn seine prächtigen Schwingen würden nie mehr schlagen. Ich wagte es kaum, den zerbrechlichen Körper aufzunehmen, aber als ich es dann tat und die weichen Federn fühlte, da konnte ich es nicht glauben, dass er tot war. Heiße Tränen des Schmerzes strömten über die blutverklebten Federn. Es waren meine heißen Tränen und ich konnte nichts tun um sie zurückzuhalten. Der eisengraue Schaft des Pfeiles ragte zwischen den bunten Federn hervor und bildete einen harten Kontrast, sowie das kalte, Emotionslose das wehrlose Weiche in soerbarmungsloser Kälte bezwang und das Leben meines kleinen Vogels endete. Der Vogel zwitscherte nicht mehr sein kindisch übermütiges Lied.

by Lena Köglmeier

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