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Category: Kreatives

Blue Eyes

Blue Eyes

Sie erwachte in ihrem Bett. Es roch nach der frischen weichen Frühlingsluft, die zum geöffneten Fenster hereinströmte. Der Wind brachte einen leichten Hauch von Lavendel mit sich. Sie erhob sich grazil aus dem Bett und tastete wie jeden Morgen zuerst nach ihren Flügeln. Erst als sie die zarten Federn unter ihren Fingern fühlte, ging es ihr besser. Ein kleines, fast schon unsichtbares Lächeln ließ ihr Gesicht aufstrahlen, kurz bevor es wieder von ihren Lippen verschwand. Sie streckte ihre Flügel und stand auf. Die Federn raschelten leise, als die Frühlingsbrise sie streifte.

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Mit Kopfhörern im Nebel

Mit Kopfhörern im Nebel

Es war ein nebliger Tag. Die Art von Nebel, bei dem einem die Kälte unter die Kleidung kriecht und jeder Atemzug wie ein Dampfstoß aus einer monströsen Maschine wirkt. Es war die Art von Nebel, die so undurchschaubar war wie das Pokerface eines professionellen Spielers. Und durch diesen Nebel lenkte ich meine Schritte den altbekannten Weg zur Bushaltestelle. Die Musik aus den Kopfhörern streifte durch mein Bewusstsein, ohne dass ich wirklich hinhörte. Jedes der Musikstücke hätte ich auswendig mitsingen können. Dieselbe Straße, die ich jeden Morgen ging, dröhnte von meinen Schritten durch den Nebel. Zwar konnte ich ihn durch die wabernden Schleier nicht sehen, aber ich wusste, dass mein Zielort vor mir lag. Dann würde ich im Nebel stehen bleiben, während mir die Kälte den Körper umklammerte. Bis der Bus kam. Langsam manifestierten sich unscharfe, verschwommene, dann immer schärfere und klarere Umrisse vor mir.

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Nimmerleinstag

Nimmerleinstag

Das Fenster, es steht offen,
als Balkon zur Welt hinaus.
Will hier raus, kann nur hoffen,
wegzuhuschen, wie eine Maus.

Sitze hier, Tag und Nacht.
Schaue mir an, was Gott bescheret hat.
Das alles so wunderbar von ihm gemacht,
doch die Menschen machen alles platt und matt.

Man sagt, die Welt sei unfair, panisch und grau
Doch ich sehe mehr in ihr als man glaubt.
Soll die Erde so verkommen?
Nach alldem, was wir von ihr bekommen?

Die Welt ist nicht schuld daran,
was andre euch geben, dann und wann.
Wir sind selbst verantwortlich für unsre Taten,
also steht dazu, wie Soldaten.

Sarah Solleder, F11W8

 

„Mascha Kaléko: Für Einen“

„Mascha Kaléko: Für Einen“

Für Einen
Mascha Kaléko (1907-1975)

Die Andern sind das weite Meer.
Du aber bist der Hafen.
So glaube mir: kannst ruhig schlafen,
ich steure immer wieder her.

Denn all die Stürme, die mich trafen,
sie ließen meine Segel leer.
Die Andern sind das bunte Meer,
du aber bist der Hafen,

Du bist der Leuchtturm. Letztes Ziel.
Kannst Liebster, ruhig schlafen.
Die Andern … das ist Wellenspiel,

Du aber bist der Hafen.

Aus: Kaléko, Mascha: Der Stern, auf dem wir leben.
Verse für Zeitgenossen, 1984, S. 21

Freitag

Freitag

Freitags sitzen wir nur hier,
Stunde für Stunde nach alter Manier.
Lehrer kommen und sie gehen,
wollen Köpfe rauchen sehen.

Wir tun zwar so, doch lernen nicht,
Jeder sitzt da mit gelangweiltem Gesicht.
Vielleicht träumen wir,
Sind geistig nicht hier.

Als ob uns Mathe interessiert.
Ich möchte lieber schreien, dass mich das peripher tangiert!
Und nach Mathe und PP ist uns alles schon egal.
Doch jetzt kommt Deutsch und das zweimal.

Und wenn wir uns verlesen tun,
Lassen wir es auf sich beruhen
Eine anstrengende Woche wars schon.
Gegen Schule haben wir eine Aversion.

Und wie ein letzter Funkelstern,
Strahlt das Wochendende, es ist nicht mehr fern!
Nur noch Geschichte und es ist geschafft!
Dieser Gedanke gibt uns neue Kraft.

by Lena Köglmeier (definitiv nicht im Matheunterricht geschrieben!)

Der Vogel

Der Vogel

Der Vogel drehte in majestätisch anmutender Eleganz eine weitere Runde im Getümmel aus Wolken und Sonnenlicht. Ein weiteres Mal blitzten seine Federn im goldenen Schein silbern auf und ließen seine Figur anmutig und fast schon überirdisch schön erscheinen. Er schoss hoch in die Luft, schwebte, tanzte am hellen klaren Himmel.

Und dann ging alles ganz schnell. Der Pfeil kam aus dem Nichts und er traf mit grausamer Genauigkeit das kleine, schnell pochende, kindliche Herz des Vogels. Er öffnete den Schnabel zu einem letzten, schrill qualerfüllten Schmerzensschrei. Und fiel dann. Und er fiel, fiel wie in Zeitlupe und dennoch unaufhaltsam Richtung Erde. Ich spürte es peinigend in mir: Den Schock, die Trauer, den Schmerz. Sie waren so real, waren so grausam, waren so unmenschlich. Mein Vogel lag auf der Erde, plötzlich gar nicht mehr so majestätisch, frei und unbändigbar, sondern weich, zerbrechlich und zerstört, gebunden an die Erde, denn seine prächtigen Schwingen würden nie mehr schlagen. Ich wagte es kaum, den zerbrechlichen Körper aufzunehmen, aber als ich es dann tat und die weichen Federn fühlte, da konnte ich es nicht glauben, dass er tot war. Heiße Tränen des Schmerzes strömten über die blutverklebten Federn. Es waren meine heißen Tränen und ich konnte nichts tun um sie zurückzuhalten. Der eisengraue Schaft des Pfeiles ragte zwischen den bunten Federn hervor und bildete einen harten Kontrast, sowie das kalte, Emotionslose das wehrlose Weiche in soerbarmungsloser Kälte bezwang und das Leben meines kleinen Vogels endete. Der Vogel zwitscherte nicht mehr sein kindisch übermütiges Lied.

by Lena Köglmeier